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Orienteering Online Cup 2016

Nachdem Franzi schon vor einigen Jahren von dieser Veranstaltung geschwärmt hat und sie diesmal auch im Dreiländereck Italien – Österreich – Slowenien stattfand, haben sich heuer wieder einige Vereinsmitglieder zur Teilnahme entschlossen. Das waren mit mir auch: Ingo, Konrad und Marius mit ihren Müttern Sonja und Sandra, Herta, Ernst und Christina, Pepi, Peter und Lea, Reinhard, Steve sowie Thomas H., Alex und Daniel, wobei die drei letzten sich zur orientierungslauftechnischen Verschärfung jeweils in ihrer Ultimate-Kategorie angemeldet haben, wo nur auf reduzierten Karten gelaufen wurde. Die Karten waren aber auch für die „normalen“ Kategorien ol-technisch herausfordernd und da auch das Wetter zum Großteil mitspielte, war es für mich persönlich eine schöne wenn auch nicht an allen Tagen erfolgreiche Veranstaltung.

„Man hat mir meinen Truthahn gestohlen“ ….

heißt auf russisch: Vladi-mir Putin. Und eben jener Staatschef verursachte bei dieser Veranstaltung einige Probleme, denn er besuchte genau am Tag der 4. Etappe eine von russischen Kriegsgefangenen erbaute Kapelle am Vrsic-Pass. Und dafür wurde von Slowenien nicht nur für (fast) den ganzen Tag der Karawankentunnel sondern auch noch die Autobahn und die Gegend rund um Kranjska Gora gesperrt – sehr zum Leidwesen von einigen WAT-LäuferInnen die dort ihr Quartier aufgeschlagen hatten. Aber auch sehr zum Leidwesen der sonstigen anreisenden TeilnehmerInnen, die zur Anreise teilweise große Umwege in Kauf nehmen mussten. Selbst bei der Heimfahrt musste Reinhard bei einer Autobahnunterführung dann noch eine ¾ Stunde warten, bis Vladimir vorbei war und er diese passieren durfte. Aber nicht nur bei der An- und Abreise verursachte Vladimir heiße Diskussionen, sondern auch bei den Läufen selber, war er doch in der M60 (also in meiner Kategorie) genannt. Aber davon etwas später mehr.


Heiß, steil und teilweise durch einen sehr steinigen Boden und hohes (Brennessel)gras schwer zu belaufen waren die Merkmale der ersten Etappe die in den Abhängen des Dobratsch vom NF Villach auf der neuen Karte „Graschelitzen“ ausgetragen wurde. Uns war ja das Laufgebiet nicht unbekannt, lag es doch gleich anschließend an die bekannte Karte „Genottehöhe“, auf der 2014 die ÖM Mitteldistanz ausgetragen wurde. Da wir ja schon vorher ein 3-tägiges ASKÖ-Trainingslager in den Beinen hatten, fehlte mir dann am Schluss etwas die Kraft und damit auch die Motivation für ein gutes Ergebnis. Aber die Zeiten zeigten, dass es auch für die anderen Läufer in meiner Kategorie nicht einfach war. Dafür bin ich aber an vielen kleinen Höhlen vorbeigelaufen, was ja für einen passionierten „Höhleninteressierten“ auch nicht gerade uninteressant ist. Glücklicherweise kam der obligate Wolkenbruch nach der Hitze erst als ich schon lange im Ziel war.


Die zweite und dritte Etappe fanden am sehr idyllisch gelegenen „Laghi die Fusine“ in Italien knapp an der Grenze zu Slowenien statt.

WKZ und Zieleinlauf der zweiten und dritten Etappe am Laghi die Fusine.

Schon im Vorfeld wurden von dem dortigen technisch sehr anspruchsvollen Gebiet Schauergeschichten erzählt. So soll angeblich ein versierter österr. OL-Läufer und Bahnleger die einst bei einem Trainings-OL bei einem markanten Felsen hinterlegten OL-Posten dann nicht mehr gefunden haben. Das ließ dann einiges für die zweite Etappe erwarten. Es war dann aber nicht so schlimm. Die Karte entpuppte sich im überwiegenden Bereich zwar als ein „Blatt Papier auf dem lauter Tintenklecks ausgestreut wurden“ (copyright Christian B.), aber diese besagten „Tintenkleckse“ waren unzählige große bis sehr große Steine, die aber alle lagerichtig in der Karte eingetragen waren. Und wenn man auch noch die dazwischenliegenden und gerade noch erkennbaren Höhenschichten richtig interpretierte und dann nicht in die „schwedische Krankheit“ (= zu früh abbiegen oder zu früh suchen) verfiel, konnte man sich eigentlich sehr gut zurecht finden. Es galt halt sich schon bei den ersten Posten „in die Karte“ zu finden und dann die richtige OL-Taktik in diesem Gebiet anzuwenden. Die Kenntnis des „Ampelsystems“ war da schon von großem Vorteil. Durch die wenigen Wege in dem Felsendurcheinander musste man viel querlaufen (war aber für unsere beiden Ultimate-Läufer eigentlich wurscht), was mir diesmal vom Untergrund her besser gelang als bei der ersten Etappe. Eine Platzierung unter den besten 15 war der Lohn dafür.


Obwohl auch die dritte Etappe in diesem Gebiet ausgetragen wurde, war doch das Laufgebiet für meine Kategorie gänzlich anders, ging es doch diesmal das Tal hinauf in Richtung der Berge. Das heißt, dass es diesmal viele Höhenmeter, viele offene Flächen mit Geröllboden, wieder viel hohe Vegetation aber wenig Gesteins-Block Bereiche gab. Dafür konnte man auf den doch zahlreicheren Wegen ordentlich Gas geben. Nachdem ich eine der letzten Startzeiten hatte, hatte ich auch eine gute Richtzeit als Vorgabe und daher auch genügend Motivation um eben Gas zu geben – ein 4. Platz war das Ergebnis. Aber ich muss ehrlichkeitshalber zugeben, dass der große Favorit, der bei der ersten und der zweiten Etappe jeweils die beste Zeit erzielt hatte, diesmal nicht am Start war, wahrscheinlich weil er (Vladimir Putin) an diesem Tag die russischen Teilnehmer an den Olympischen Spielen in Brasilien verabschieden musste (wurde im Fernsehen live übertragen). Ihr glaubt mir das nicht? Dann bitte könnt Ihr das in der offiziellen Gesamtergebnisliste des OO-Cup / Kategorie M60 unter http://www.orienteeringonline.net/Results.aspx?CompetitionID=1879 nachlesen (dort gibt es auch die Splitzeiten von ihm). Ich habe mich natürlich über diese außergewöhnliche Leistung von Vladimir mit einem schweizer Läufer unterhalten, der mir auch noch versichert hat, dass (nach einer unbestätigten Meldung) Putin bei dem Lauf auch noch einen Bären erlegt haben soll. Da kann man über so viel Können nur in Ehrfurcht erstarren.


Die vierte und die fünfte Etappe fanden dann mit Zentralort am Pass „Soriska Planina“ mitten im Triglav – Massiv statt. Damit kehrte der OO-Cup in das Laufgebiet zurück, wo er 2002 zum ersten Mal ausgetragen wurde.

Laufgebiet der vierten und fünften Etappe in Slowenien.

Da bei dieser Etappe Putin seinen Besuch bei der besagten Kapelle absolvierte (und daher wieder nicht starten konnte), musste der Veranstalter einiges im organisatorischen Ablauf ändern. So gab es zwei Startmöglichkeiten: entweder zur vorgesehenen Zeit am Vormittag oder, wer die Anreise zeitlich nicht schaffte, als „Nachstart“ ab 13 Uhr. Ich wählte die zweite Möglichkeit und konnte so nach einer entspannten gratis Sesselliftfahrt auf den Bergkamm dort ohne Stress und störende Gegner nicht nur das herrliche Panorama über das Triglav – Massiv genießen, sondern auch den „way down“ über die Almwiesen, durch die hohe Vegetation oder entlang der bzw. auf die steilen Hänge. Ich hatte in meiner Kategorie ja sehr moderate Höhenmeter, aber dass es auch anderen LäuferInnen nicht so gut ging zeigten die vielen laufenden Gestalten auf den umliegenden und hohen Bergkämmen. Mit meinem 8. Rang konnte ich mich auch in der Gesamtwertung deutlich verbessern.


War die vierte Etappe viel im offenen Gebiet zu laufen, so wurde die fünfte Etappe wieder im Wald ausgetragen. Und dieses Gebiet war dem Wald der ersten Etappe ähnlich: schwer belaufbarer Boden, eine unangenehm zu laufende Vegetation und teilweise auch recht steinig – keine guten Voraussetzungen für mich. Dazu kamen noch einige neue und nicht in der Karte eingetragene 5er-Wege am Schluss, die zwar für die Ultimat’ler kein Problem für mich aber schon darstellten. Aber ich will mich da nicht auf die Karte oder den Wald ausreden, es war eben „nicht mein Tag“. Aber die Analyse danach war auf jeden Fall für mich persönlich sehr aufschlussreich. Somit war dann nur mehr der 18. Rang im Endergebnis drinnen.


Anmerkung: vielleicht hätte ich mich auch direkt vor dem Wettkampf ausgiebig stärken sollen, so wie eben unsere Läufer in der M21 Ultimate.

Optimale Wettkampfvorbereitung von Daniel und Thomas direkt vor dem Start

Trotzdem waren die 5-Tage ein tolles Erlebnis für mich, denn wer kann schon von sich aus behaupten einmal gegen Vladimir Putin gelaufen zu sein?

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