Ich werde es nie lernen... oder doch?
In der letzten Juli-Woche fand der OO-Cup 2016 statt – diesmal erstmals staatenübergreifend in Österreich, Italien und Slowenien. Als Begleitperson der „WAT-Jugend“ Marius, Ingo und Konrad nutzte ich noch die Chance, drei Tage vor dem Beginn bei – von den Naturfreunden Villach (danke, Karin Irk!) – organisierten Trainingsläufen die Kärntner Wälder kennen zu lernen.
Das war vielleicht der Grund, warum ich den ersten der fünf Läufe auf der neu gezeichneten „Graschelitzen“-Karte nahe dem Warmbad Villach nicht ganz so schwierig fand. Meine Strecke war sehr abwechslungsreich: Sie führte von offenem, leicht kupiertem Wald an steile Ufer bis in Hügellandschaften mit Felsen und Dolinen. Selbst bei kurzen Entfernungen gab es mehrere Routen, und die Wahl war nicht immer leicht. Ich kämpfte vor allem mit dem Maßstab, die Posten kamen bei 1:7500 viel zu schnell, manchmal musste ich wieder zurück. Im Gegensatz zu Sandra kam ich aber noch rechtzeitig vor dem (täglichen) Gewitter ins Ziel. Sandra war bei ihrer Rückkehr nicht nur nass, sondern auch verletzt! Eine Wurzel hatte ihr so fies ein Bein gestellt, dass sie kopfüber in eine Grube gestürzt war. Zum Glück war der Unterarm nicht gebrochen!
Die Tage 2 und 3 fanden in Italien an den Fusine-Seen statt. Nach der top-organisierten Busanreise starteten die WAT-LäuferInnen am 2. Tag wieder recht spät zur (heißen) Mittagszeit, und das Gewitter erwischte uns fast alle noch im Wald. Ich hatte Glück, dass ich wieder zum Ziel zurückfand, denn die „Laghi di Fusine“-Karte zeigte mir meine Orientierungsgrenzen auf. Meine Posten waren zwischen den tausenden Steinen, Kuppen und Erdhügeln so verteilt, dass ich bald den Überblick – und dann auch den Kopf – verlor. Eine nette englische Dame rettete mich mit den Worten: „We are EXACTLY here“! Was mich aber nicht daran hinderte, ein weiteres Mal in die Irre zu laufen… Frustriert und im Regen kam ich zurück und schwor mir, einen anderen Sport zu suchen…
Diesen Schwur relativierte der dritte Tag dann etwas. Zwar liefen wir wieder auf der „Largi di Fusine“-Karte, doch das südliche Gebiet der Karte bot weite, leicht wellige, offene Mischwälder, Geröllhalden als Auffangrinnen und nur noch wenige Steinfelder. Die Herausforderung lag an diesem Tag darin, entlang weniger Höhenschichtlinien durch einen Wald zu „schwimmen“, der wenige Orientierungspunkte bot. Überraschend anders als am Tag zuvor, und für mich auch sehr schwierig…
Die beiden Abschlusstage in Slowenien boten dann nicht nur organisatorische (Wladimir Putin besuchte Slowenien!), sondern auch lauftechnische Herausforderungen. Am Tag 4 führten uns die Strecken der Karte „Lajnar“ über viele Höhenmeter oberhalb der Baumgrenze. Meine Beine waren schon müde, und mein Hirn auch… Es ging über teilweise sehr steile, kleine Almwiesen, die von Wald und Unterholz getrennt und unübersichtlich wurden. Dabei erfuhr ich, wie wichtig es ist, auch die kleinsten Höhenschichtausbeulungen exakt zu lesen – um zu „meiner“ Rinne zu kommen.
Der letzte Tag begann im Stress: Das Abbauen unserer Zelte dauerte länger als gedacht und ein Unfall in Bled verzögerte die Anfahrt, sodass ich nur knapp rechtzeitig zum Start kam. Der Stress führte mich dann gleich nach dem Start in die falsche Richtung, aber diesmal ging es auf der Karte „Štonah“ durch gut durchlaufbaren Nadelwald mit vielen feinen Karstformen. Während des Laufs wurde ich immer wieder überrascht, dass vermeintliche Hügel sich vor Ort als Gruben und Senken herausstellten - zu viele feine Linien verstellten mir manchmal den Blick aufs Wesentliche: Auf die großen und gut belaufbaren Forststraßen. Der Wald war wunderschön und die Sonne schien durch Nadeln und Blätter, und so machte der letzte Lauf trotz der großen Müdigkeit noch Spaß.
Zusammenfassend kann ich den OO-Cup wärmstens weiterempfehlen: Sehr gute Organisation, wunderschöne und abwechslungsreiche Laufgebiete, technische und läuferische Herausforderungen und trotzdem entspannte (Ferien-)Atmosphäre. Hat Freude gemacht – und vielleicht lerne ich es ja doch noch…
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